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Spreewald-Survival-Tour 1995

Das fünfte Jahr in Folge führen wir nun schon unsere alljährliche Spreewaldwanderfahrt durch. Dieses Jahr mit 9 Ruderern: Frauke Alberti, Kerstin Bonte, Frank Weber,  Benedikt Doms, Tom Pröstler (für die ersten Tage) im Wechsel mit Carola Adam, Heike (als Gast und Ersatz für einen kurzfristig abgesprungenen Ruderer), Christoph Schaal und Stefan Biastock.

Nachdem  Christoph und Stefan am Sonntag nach dem Sommerfest den Wanderer nach Schmöckwitz überführt hatten und wir die anderen Boote in Wildau geborgt hatten, trafen sich alle am Mittwoch nachmittag und ruderten die ersten 17  Kilometer nach Dolgenbrodt. Das Quartier war (wie immer) Kuddel´s Lustige Stube.

Nach einem reichhaltigen Frühstück bei strahlenden Sonnenschein fuhren wir am Donnerstag über Prieros nach Märkisch Buchholz  weiter. Die Dahme führte extremes Hochwasser mit entsprechender Gegenströmung. Nachdem wir in Märkisch-Buchholz am Absturzwehr (7m Höhenunterschied) Pause gemacht und auch noch eingekauft hatten, führte uns der Weg über  den Spree-Dahme-Umflutkanal zum Köthener See. Direkt hinter dem See beginnt der Unterspreewald. Hier lernten unsere zahlreichen Spreewaldneulinge zum ersten Mal die handbetriebenen Spreewaldschleusen kennen. Leider gibt  es immer wieder Leute denen auch nach drei Tagen Spreewald das technische Verständnis für solche Schleusen fehlt.

Der nun folgende Unterspreewald verlangte Ruderern und Steuerleuten einiges ab. Selbst unter  normalen Bedingungen ist es schwer mit einem Ruderboot hier durchzukommen, aber bei dieser Gegenströmung wurde es zur Tortur. Immer wenn man glaubte man sei um die Kurve rumgekommen drückte die Strömung das Boot wieder  in die falsche Richtung. Besonders der unge-steuerte Wanderer mußte an fast jeder Biegung anhalten und eine Wende machen. Wir waren ehrlich froh als wir endlich wieder die Hauptspree erreichten. Leider war hier die  Strömung keinen Deut schwächer, so daß weiter geknüppelt werden mußte.

Die letzte Schaffotschleuse am Puhlstrom ist übrigens durch einen Neubau ersetzt. In Sinne der Sicherheit beim Schleusen ist das sicher  zu begrüßen, aber diese für den Spreewald typischen Schleusen verschwinden immer mehr. Jedes Jahr, wenn wir fahren sind wieder 1-2 ersetzt. In einigen Jahren wird es von diesen ur-tümlichen ”Schleusendinosauriern” wohl  keine mehr geben.

Während Frauke und Stefan gegen 20 Uhr kurz hinter Lübben die Jugendherberge erreichten und schon mal das Quartier klar machten (Zelten neben der Jugendherberge, Betten in einer JH kann  sich kein Jugendlicher mehr leisten), trafen die anderen Boot erst kurz vor 22 Uhr ein. Sie hatten sich in Lübben bei einer Grillparty selbst eingeladen. Christoph mußte sein (neuerworbenes) Nachtsichtgerät nicht  einsetzen, es war gerade noch hell.

Der Freitag begann mit einer folgenschweren Fehl-entscheidung. Da wir nicht noch einen Tag gegen die Strömung durch den Spreewald fahren wollten, sollte der Oberspreewald  auf dem Nordumfluter umgangen werden, um dann von oberhalb, mit der Strömung, in den Spreewald einzufahren. Die Sache hatte nur einen Haken, während das gesamte Hochwasser durch den Unterspreewald geschickt wurde, wurde  es aus dem Oberspreewald herausgehalten und statt dessen über den Nordumfluter am Oberspreewald vorbei geleitet. Hinterher ist man immer schlauer. Für 10 Kilometer Nordumfluter (inklusive 4 Schleusen) brauchten wir, bei  brütender Hitze, 4 Stunden.

Keine der Schleusen wurde regulär durchfahren. Bei der ersten war die Strömung unterhalb der Schleuse so stark, daß die Boote mehrere Versuche brauchten um überhaupt in die  Schleuse zu kommen. Frank und Christoph wurden mit dem Wanderer in die Schleuse getreidelt (die Treidelleute an Land immer mitten im Ameisenhaufen).

Nach der Schleuse folgten einige nette Brücken an denen  das Kommando ”Ruder lang und hinlegen” praktiziert werden mußte.

Bei der Zweiten Schleuse war die Einfahrt ganz einfach, nur die Ausfahrt war furchtbar. Einer der Zweier wurde nur noch durch drei große  Poller daran gehindert übers Wehr zu fahren.

An der dritten Schleuse ließen sich die Tore nicht schließen, also wurden zwei Boote über das Wehr aufwärts getreidelt, nur Tom, Kerstin und Benedikt waren der  Meinung es ginge auch anders und fuhren mit Schwung das Wehr aufwärts.

An der vierten Schleuse mußten wir schließlich um-tragen, da sich die Hochwasserschutztore geschlossen hatten.

Nun waren  wir endlich im Oberspreewald. Der Wanderer fuhr nach Lübbenau um Carola von der Bahn abzuholen, während die gesteuerten Zweier einen großen Bogen durch den Oberspreewald drehten mit einer Mittagspause am Waldschlößchen.  Hier konnten wir endlich unseren Spreewaldneulingen noch eine der letzten Schaffotschleusen präsentieren. Der Zustand läßt vermuten, daß sie aber auch nicht mehr lange stehen wird (wenn das Wasser nicht nur durch die  Tore fließt sondern auch durch handflächengroße Rostlöcher in der Seitenwand, entspricht das natürlich nicht ganz deutschen Sicherheitsnormen.).

Am Abend in Lübbenau suchten wir nach dem Wanderer, der aber  schon weitergefahren war, jetzt als Zweier mit. Gegen 23 Uhr trafen wir endlich in Petkamsberg ein. Hier wurde im Dunkeln noch schnell gekocht, ansonsten verzogen sich die meisten schnell in ihre Zelte.

Am  Samstag wurde erst um halb neun geweckt, da die Mannschaft ein wenig Ruhe brauchte. Außerdem versprach die Etappe mit 50 Kilometer stromab nicht besonders anstrengend zu werden.

Da wir für die Bootsschleppe  Kossenblatt diesmal extra ein Zugseil mitgenommen hatten (sowas kann sich das Wasserschiffahrtsamt natürlich nicht leisten), ging es diesmal hier auch halbwegs schnell. Nur auf den Wanderer mußten wir lange warten, da  Kerstin und Frank unterwegs an einer Kneipe angelegt hatten, um sich zu stärken.

Am frühen Abend erreichte der erste Zweier Dynamo Cottbus in Jessern am Schwielochsee. Hier wurden wir freundlich  aufgenommen. Kurze Zeit später traf auch Christophs Boot ein, die letzten 5 Kilometer hatten sie nur noch gesegelt. Als wir vom Steg ins Wasser sprangen hatten wir eine Dünung wie sonst nur am Meer.

Nun  fehlten nur noch Frank und Kerstin. Keine drei Stunden später trafen sie auch ein. Sie waren erst noch Baden gegangen und hatten dabei den Blickkontakt zu den anderen Booten verloren. Auf dem Weg über den Schwielochsee  waren sie irgendwie nach Goyatz geraten und hatten erst ziemlich spät gemerkt, daß der Club den sie ansteuerten Lok Cottbus war und nicht Dynamo. Es hilft nichts eine Karte dabei zu haben, man muß sie auch lesen können.  Die Mannschaft sah es schließlich unter dem Leistungprinzip: kein Tag unter 60 Kilometern.

Abends in einem Gartenlokal in Jessern wurden die, tags zuvor besorgten, Ansichtskarten geschrieben und bei  sternenklarem Himmel spazierten wir gegen Mitternacht zurück zum Quartier.

Der Sonntag führte uns bei glücklicherweise ruhigem Schwielochsee nach Norden zurück auf die Spree nach Beeskow. Während der  Wanderer noch die Automatikschleusung um 12 Uhr bekam mußten die anderen Zweier warten, da sie 20 Minuten zu spät kamen. Nach einer ausgedehnten Mittagspause an der Drahendorfer Spree erreichten Stefan und Carola am  frühen Abend den Ruderclub Fürstenwalde. Während Carola mit dem Zug zurück nach Berlin fuhr wartete Stefan auf die restlichen Boote, den Ersatzmann der per Zug eintreffen sollte und auf den Verantwortlichen des  Fürstenwalder Ruderclubs, der das Bootshaus aufschließen sollte. Das einzige, das ankam waren die Boote. Erik hatte es nach Finsterwalde verschlagen, damit fiel der Ersatzmann aus und der Fürstenwalder RC hatte  unsere Anmeldung augenscheinlich vergessen. Also bauten wir unsere Zelte wieder auf. Einen Wasserhahn gab es immerhin und Licht hatten wir auch, die Halogenstrahler am Bootshaus.

In der Nacht hatte es schon  starken Regen gegeben und am nächsten Morgen sah der Himmel grau in grau aus und einige Male bekamen wir Regengüsse ab.

Nach wenigen Kilometern zweigten wir vom Oder-Spree-Kanal wieder ab auf die  Müggelspree, einem gewundenen Flußlauf ähnlich wie im Spreewald.

Heute fuhren zwei Boote als Zweier ohne bzw. eher als Einer mit. Die Kraftverteilung war natürlich sehr ungleich. Während Stefan sich abmühte  seinen Einer in einer Stunde 4 Kilometer vorwärtszubringen, schaffte Frauke nach dem Wechsel 3 Kilometer in 12 Minuten (ich hasse stasi-bearbeitete-Wassersportkarten!).

Nach 290 Kilometern (für Frank und  Kerstin auch ein bißchen mehr) erreichten wir am Abend wieder den Ruderclub Wildau. Während wir uns auf den Heimweg machten, übernachteten Kerstin und Christoph in Schmöckwitz und fuhren den Wanderer am nächsten Tag  nach Wannsee zurück.

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carola im ruderboot